Mein Interesse und Selbstverständnis
Als Diplom-Ingenieurin für Raumplanung fasziniert mich das Wechselspiel zwischen Stadtentwicklung, ökonomischen, demografischen, soziokulturellen und räumlichen Veränderungsprozessen. Spannend sind die Fragen: Welche Akteursinteressen werden geltend gemacht - und welche Interessen sind nicht präsent? Welche Einwirkungsmöglichkeiten hat Planungspolitik, um eine nachhaltige, zukunftsgerechte Entwicklung auszutarieren und die Daseinsvorsorge zu sichern? Wie können gute Beteiligungsformate lokale Demokratie, Teilhabe und eine zukunftsgerechte Entwicklung fördern? Wie prägt dies räumliche Strukturen in der Stadt- und Regionalentwicklung?
Und diese tiefgreifenden Prozesse des Strukturwandels, dessen Folgen und Widersprüche treten in einer Region wie dem Ruhrgebiet deutlich zu Tage. Gleichzeitig ist das Ruhrgebiet aufgrund des Problemdrucks immer schon Labor und Werkstatt für strukturpolitische und soziale Innovationen gewesen. Viele verschiedene Akteure und zivilgesellschaftliche Initiativen haben die Wandlungsprozesse mitgestaltet und dabei ihre Fußspuren hinterlassen. Und diese Doppelgesichtigkeit gilt generell für Wandlungsprozesse, die nicht nur zu bewältigen sind, sondern als Impuls für Entwicklung genutzt werden können und in deren Gestaltung es sich für bessere Lebens-, Lern- und Arbeitsbedingungen zu engagieren lohnt.
Diese Prozesse habe ich aus verschiedenen Perspektiven kennengelernt: in der Stadt- und Regionalforschung am Institut für Raumplanung an der Universität Dortmund (IRPUD) und am Institut für Arbeit und Technik/Gelsenkirchen, in Stadtteilprojekten in Hamm und Bielefeld, in Verwaltungsstrukturen einer Stadtverwaltung (Hamm) und des Regionalverbandes Ruhr, in Beratungsprojekten für verschiedene Auftraggeber, in Schulentwicklungsprozessen, in Beteiligungsprojekten, in verschiedenen Projekten und Initiativen und als engagierte Bürgerin.
Aus meiner ursprünglich nur planerisch konzeptionellen Tätigkeit habe ich mich in Richtung Mediation und Moderation von Beteiligungsprozessen entwickelt. 2007/2008 schloss ich eine Weiterbildung zur Mediatorin an der TU Dortmund ab und verfolgte diesen roten Faden konsequent weiter mit „Gewaltfreier Kommunikation“ und Methoden zur Gestaltung von Beteiligungsprozessen. Dadurch nehme ich die Dynamik von Wandlungsprozessen und die vorhandene Interessenlagen Beteiligter und Betroffener deutlich wahr.
Dabei ist die Begegnung mit der Methode der Zukunftswerkstätten für mich wegweisend gewesen. „Betroffene zu Beteiligten machen“, das ist das Kernziel der Zukunftswerkstatt nach Robert Jungk. Dies ist auch handlungsleitend für mich.
Mir geht es darum, Menschen darin zu unterstützen, Veränderungsprozesse zu bewältigen und (mit)zu gestalten, sei es im Stadtteil, im Unternehmen, in einer Organisation, in einer Schule oder in einem Verein. Eben: Betroffene zu Beteiligten zu machen. Und dies mit dem Ziel, Transparenz und Verständigung herzustellen über verschiedene Interessen. Widerstände und Interessenkonflikte gilt es gemeinsam zu verstehen und konstruktiv zu bearbeiten. Es bereitet mir Freude, Prozesse zu moderieren, in denen die Beteiligten sich im Dialog gut über ihre Anliegen und Sichtweisen verständigen und ihre Interessen verhandeln können. Das Thema und die Bedarfe in der Gruppe werden im Vorfeld mit dem Aufraggeber genau abgestimmt. Daraus gestalte ich einen passgenauen, methodisch abwechslungsreichen Rahmen, in dem die Beteiligten den Schatz ihres Erfahrungswissens einbringen, neue Perspektiven einnehmen und neue Handlungsräume erschließen können. Schließlich geht es darum, Ressourcen und Entwicklungschancen zu erschließen und Lernprozesse anzustoßen. So können am Schluss individuelle Handlungsansätze und Aktivitäten kollektiven Zusammenwirkens stehen, um gute Lebens-, Lern- und Arbeitsbedingungen vor Ort zu schaffen.
Und auch dieses Zitat von Joseph Beuys, das häufig in Zusammenhang mit Zukunftswerkstätten gebracht wird, ist für mich handlungsleitend: „Denn die Zukunft, die wir wollen, muss von uns erfunden und umgesetzt werden, sonst bekommen wir eine, die wir nicht wollen.“ Und erst die Teilhabe vieler macht Zukunft (Gabriel Garcia Marquez).
Was mich auszeichnet ist die Freude an der Zusammenarbeit mit Menschen und ihren vielfältigen Sichtweisen und Anliegen. Die Kunst der Prozessmoderation besteht darin, die Rhythmen und Beiträge der Teilnehmenden, die Leisen wie die Ton Angebenden, aufeinander zu beziehen und in einen polyphonen Rhythmus und ein vielfältiges Klangbild einzubinden. Dissonanzen und Spannungen fordern dabei heraus und sind bereichernd. Eine andere Stärke ist meine Beharrlichkeit, den roten Faden bei der Themenbearbeitung bis zum Ergebnis zu verfolgen. Mit dem systemischen Blick auf die Organisationsstrukturen versuche ich, die strukturellen Rahmenbedingungen unseres Handelns aufzuweiten. Dabei kann ich auf einen gut gefüllten Koffer von Moderations- und kreativitätsfördernden Methoden und der Konzeptentwicklung zurückgreifen.